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WENN DER HERBST NAHT

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Ozon ist eine giftige Angelegenheit, und vielleicht fand der Regisseur dieses Namens, er müsse dem endlich gerecht werden. Anders erklärt es sich mir nicht, was in diesem poetisch titulierten Werk alles so an hanebüchenem Zeug passiert. Um spoilerfrei zu bleiben, sage ich nur mal, der Film wirkt ein bisschen wie eine schwarze Komödie, nur dass die krude Erzählweise vermutlich unfreiwillig zustande kam, und zum Lachen gibts auch nix. Die Drehbuchautorin reizt der Film eher zum Heulen, denn soviel Unplausibilität war selten, einerseits in den Dingen die passieren, andererseits in der Reaktion der Anwesenden darauf. Hier und da wird Tiefe angedeutet, huiuiui, hatte da jemand etwa böse Hintergedanken? Chabrol, Meister des Abgrunds, rotiert im Grabe. Schade, eigentlich gute SchauspielerInnen, ein paar nette Momente gibts auch und man fühlt sich schon unterhalten, nur halt nicht richtig gut. Und dabei war Ozon mal toll, ich weiß das noch genau. Aber das hier, das wirkt seltsam gestrig und un...

IN DIE SONNE SCHAUEN

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Es ist ganz wichtig, dass man sich diesem Film hingibt. Dass man vorher weiß, das ist ein langer Film, ich werde vielleicht nicht alles verstehen, schon gar nicht gleich, und es wird hier keine Geschichte mit Anfang, Mitte und Ende erzählt. Es ist eher sowas wie die Umsetzung des Gefühls, dass ein Haus mit den Leben und Geschichten früherer Zeiten und Menschen angefüllt ist und diese miteinander verschwimmen, sich spiegeln, wiederholen, einen Zirkelschluss bilden. Dieses Haus ist ein Bauernhof in Sachsen-Anhalt, und wir springen oder besser gleiten durch vier Zeiten, die man nicht immer gleich wiedererkennt, man muss sich orientieren, denn die Landschaft, das Haus sind gleich geblieben. Aber hier ein Ear-Pod, dort eine Pickelhaube, dann erkennt man eines der Mädchen, denn vier junge Frauen führen mehr oder weniger durch ihre jeweilige Epoche, und klinkt sich wieder ein. Einige Fäden oder Schicksale ziehen sich ganz konkret durch bis zur nächsten Generation, andere nur in verrätselt...

MATERIALISTS

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Vielleicht sollte ich doch nicht in ALLE Mubi-Go-Filme gehen, nur um mein Gewissen zu sanieren, weil ich zuhause zuwenig MUBI gucke. Aber ich wollte ja auch den neuen Celine Song-Film sehen, weil ihr letzter, "Past Lives", so schlau und schön über die Gefühle erzählt hat, die Menschen über Kontinente hinweg mit anderen oder mit ihrem früheren Leben verbinden, oder irgendwann eben auch nicht mehr.  Materialists ist nicht schön. Materialists ist voll doof. Das Thema "Money can't buy me love" wurde in der Historie wahrlich ausreichend beackert, schon vor den Beatles. Keine wirklich bahnbrechende Erkenntnis also, auch wenn der Film fast schon rührend darum bemüht ist, aktuell daherzukommen. Ist er aber nicht. Null. Und eine RomCom ist er auch nicht wirklich, dafür fehlt das Com. Dabei stimmen alle anderen Genre-Elemente, die Hauptdarstellerin ist ein Hybrid (aka Kind) aus berühmten 80er Stars, es gibt sogar die obligatorischen untragbaren Mitbewohner, nur sind auch ...

SIRAT

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Schluck. Die Filmtante von Radio1 war so ratlos, was sie zu "Sirat" sagen sollte, das sie ihm 4 "Filmrollen" gewährte, nur damit Leute reingehen und "mitreden", aka, ihr vielleicht sagen, was zum fliegenden Furz das Ganze zu bedeuten hat. Und in Cannes hat das Teil ungefähr so stark polarisiert wie Marmite (Werbeslogan: "You either love it or you hate it"). Gemeinsam mit einer MUBI-Go-Freikarte Grund genug, der Sache nachzugehen. Tja, und nun? Weiß ich auch nicht recht, was ich sagen soll, außer, dass mir die Knie noch wackeln und es irgendwie um Leben & Tod, Sinnhaftigkeit, Familie, Krieg und gefühlt auch um Postapokalypse ging, was man aber alles nicht so richtig hundertprozentig feststellen kann. Auf jeden Fall fängt man irgendwann an, körperlich auf den Film zu reagieren und fühlt sich zunehmend als fragiler Teil eines äußerst unsicheren und grausamen Universums. Mir waberte ständig der Satz "das Schlimmste ist eh schon passiert...

WILMA WILL MEHR

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Sie will eigentlich erstmal gar nicht "mehr", die Wilma, und dass ihr Leben Ende der 90er in der Lausitz schleichend zum Stillstand gekommen ist, merkt sie im Grunde erst in Wien, wo sie sich aus, nennen wir's mal familiären, Gründen hinbegibt, um eventuell einen Neustart zu wagen, oder jedenfalls erstmal abzuhauen. Fritzi Haberlandt dabei zuzugucken kommt anfangs recht langsam und irrsinnig runtergefahren, nimmt aber später immer mehr Fahrt auf. Spätestens nach dem Film waren wir uns einig, dass es den zähen Anfang brauchte, da er eben ihr Leben spiegelte. Musste alles erstmal wieder auftauen aus dem Permafrost der stillgelegten Industrien und Biographien. Das Ergebnis kommt sehr wenig ostalgisch und gar nicht belehrend rüber (anders als es im Trailer wirkt), wie auch Fritzi und ihre Figur so gar nichts Glamouröses haben und genau deshalb ein winziger Hauch von Glamour, ein klitzekleiner Wiener Walzer sie gleich erstrahlen lässt wie einen perfekten Sommermorgen eines and...

LIFE OF CHUCK UND ANDERES

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Wie immer nach dem Münchner Filmfest kommt für mich ein paar Wochen lang wenig bis nix im Kino. Erstens, weil ich noch von den 20+ Filmen zehre, die ich dort im Stakkatoverfahren inhaliert habe, und zweitens, weil dieselben Filme zum Teil jetzt anlaufen. Drum hier mal ein kurzer Verbrauchertipp für die, die im Sommerregen nicht nur fotogen mit ausgebreiteten Armen im Park herumtanzen, sondern auch mal cineastisch tätig werden wollen, mit Superman aber irgendwie nicht warm werden. Here goes: Ulla's utterly subjective and incomplete To-See's and Not-To-See's im Sommer 25. "The Life of Chuck" hab ich beim Filmfest gesehen. Für mich leider ein Schnarchfest, um diesen wunderschönen Anglizismus endlich mal anzuwenden. Verfilmung einer Stephen King-Short Story, aber - vermutlich wegen des Themas Tod, das bei den Machern vielleicht per se Angst vor schwindenden Zuschauerzahlen induziert hatte - das auf eine derart brave, gefällige Weise, sowohl visuell als auch erzähleris...

THE PHOENICIAN SCHEME

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Lang, lang ist's her, dass ich hier geschrieben habe. Dazwischen lagen anderthalb Umzüge, viele Festivitäten, weil ich nur Menschen kenne, die im Mai geboren sind und, naja, ein paar Filme, über die zu schreiben nicht lohnte. Kann mich nichtmal mehr dran erinnern welche (eigentlich fast der Hauptgrund für diesen Blog, tja...). Jetzt schickte mich MUBI GO in den aktuellen Wes Anderson, und weil ich schon länger damit abgeschlossen habe, von seinen Filmen irgendeine Tiefe oder Handlung oder Relevanz zu erwarten - The Royal Tenenbaums ist laaange her - dachte ich: nette Bilder, viele hübsche optische Details, amüsant, Allstar-Ensemble, wat soll sein. Wie es dann war? Nu - nette Bilder, viele hübsche optische Details, amüsant, Allstar-Ensemble. Plus Kate Winslets Tochter, vielversprechend. In der Mitte nickt man gedanklich mal kurz weg, weil keiner mehr weiß, worum der Fick es eigentlich geht, dann ist wieder irgendwas ganz lustig und man guckt sich den Rest irgendwie zu...