Posts

DIE MY LOVE

Bild
Es tropft Muttermilch und Blut. Die Frau, aus der die Körpersäfte entrinnen, gespielt von Jennifer Lawrence, die sich hier hingebungsvoll jede erdenkliche Blöße gibt, will alles intensiv erleben, und steckt doch in einer tödlichen Ödnis aus Einsamkeit, frischem Baby, vergangenem Liebesrausch und nervenzerfetzendem Gekläffe des neuen Schoßhündchens fest. Ich spoile hier ausnahmsweise ein bisschen, weil es kein Film ist, der groß auf Handlung aufbaut, es geht um Atmosphäre und innere Prozesse, die teils toll, teils klischeehaft (schwarze Stute, schwarzer „Hengst", really jetzt?) visualisiert werden. Grace, so heißt die Dame mit den immer schlecht sitzenden Klamotten, die sie im Grunde eh nur abwerfen will, ist derart weit entfernt von der Rolle, in die das Umfeld samt Partner (Robert Pattinson) sie mit Pseudoverständnis und guten Worten reinlabern will, dass es nur noch absurd erscheint, wenn sie irgendwann sowas Ähnliches wie einen Kuchen produziert. Dabei würde ein Teil von ihr da...

THE MASTERMIND

Bild
Diesen Eintrag hätte ich direkt nach "One Battle.." machen müssen, Asche auf mein Haupt. Weil die beiden Filme einfach so irrsinnig konträr sind, dass es sehr lustig ist, sie direkt hintereinander zu sehen, wie ich es (unabsichtlich) getan habe. Der Titel dieses sogenannten "Heist-Movies" - trieft vor Ironie, denn die von Josh O'Connor, dem diesjährigen Timothée Chalamet, gespielte Loserfigur, hält sich vielleicht kurz mal für einen Mastermind, als er den grandiosen Coup plant, im örtlichen Kunstmuseum ein paar Bilder zu klauen, bzw. klauen zu lassen. Und sogar die Polizei betitelt ihn so. Doch das Ausmaß an Inkompetenz aller Beteiligten ist wirklich atemberaubend. Anders als das Tempo des Films, das ist enorm beschaulich. Aber was dieser Typ mit seiner verdrehten Selbstwahrnehmung seiner Familie antut, ist vielleicht gerade deshalb besonders schlecht auszuhalten. Kelly Reichardt, die ich verehre, weil sie immer über die vergessenen Leute und Verhältnisse erzähl...

AFTER THE HUNT

Bild
Kein Wunder, dass die oberschlaue Professorin Magenprobleme hat. Mir ist auch schon ganz übel. Julia Roberts kann zwar was, das ist zu erkennen, aber sonst funktioniert hier für mich rein gar nichts. Angefangen damit, dass sich Mitglieder einer philosophischen Fakultät beim abendlichen Weintrinken bestimmt nicht derart ultraprätentiöse Platitüden um die Ohren hauen. Ok, die Figuren sollen alle eitle, missgünstige und machtgeile Arschgeigen sein. Ist ja jetzt auch nicht direkt abwegig, und wirkt nur im Falle der so grundsympathischen Ayo Edebiri (The Bear), die hier auch noch als schwarzes Nepo-Baby herhalten muss, hergebetet. Aber der Regisseur findet darüber hinaus einfach keinen Punkt und lässt die armen Characters endlos hin- und herwabern, labern und protzen, ein Missbrauchsfall muss her, der an den Haaren herbeigezogen wirkt (obwohl ich persönlich Andrew Garfield überhaupt nicht mag und ihm alles zutraue, aber es passt dennoch nicht), die tolle Chloe Sevigny taucht in einer überfl...

ONE BATTLE AFTER ANOTHER

Bild
Leo ist natürlich der Dude. Nur rennt in meiner Erinnerung der Ur-Dude nicht annähernd soviel rum wie er, wobei der lange Bademantel tierisch stört. Aber Pat oder Bob oder wie Leonardos Ex-Revoluzzer gerade heißt, bemerkt das karierte Ding nichtmal, es ist ihm in seiner Zeit als Schläfer zur zweiten Haut geworden. P.T. Anderson kann sich eine derart kultige Referenz erlauben, er fabriziert schließlich selbst gerne Kultfilme. "One Battle" wird sich vielleicht nicht unter Meisterwerken wie Boogie Nights oder The Master einreihen, aber auch hier gibt es Momente und Figuren, die man sicher nie mehr vergisst, so genüsslich werden sie in ihrer unendlichen Coolness (Benicio del Toro als Sensei - "ocean waves...") oder Widerlichkeit (Sean Penn als so ziemlich der ekelhafteste - ja was eigentlich alles? - aller Zeiten) präsentiert. Leos blödgekiffter Held ist lange nur Spielball des ganzen Irrsinns, und wird von zwei sehr unterschiedlichen weiblichen Figuren flankiert, von...

WENN DER HERBST NAHT

Bild
Ozon ist eine giftige Angelegenheit, und vielleicht fand der Regisseur dieses Namens, er müsse dem endlich gerecht werden. Anders erklärt es sich mir nicht, was in diesem poetisch titulierten Werk alles so an hanebüchenem Zeug passiert. Um spoilerfrei zu bleiben, sage ich nur mal, der Film wirkt ein bisschen wie eine schwarze Komödie, nur dass die krude Erzählweise vermutlich unfreiwillig zustande kam, und zum Lachen gibts auch nix. Die Drehbuchautorin reizt der Film eher zum Heulen, denn soviel Unplausibilität war selten, einerseits in den Dingen die passieren, andererseits in der Reaktion der Anwesenden darauf. Hier und da wird Tiefe angedeutet, huiuiui, hatte da jemand etwa böse Hintergedanken? Chabrol, Meister des Abgrunds, rotiert im Grabe. Schade, eigentlich gute SchauspielerInnen, ein paar nette Momente gibts auch und man fühlt sich schon unterhalten, nur halt nicht richtig gut. Und dabei war Ozon mal toll, ich weiß das noch genau. Aber das hier, das wirkt seltsam gestrig und un...

IN DIE SONNE SCHAUEN

Bild
Es ist ganz wichtig, dass man sich diesem Film hingibt. Dass man vorher weiß, das ist ein langer Film, ich werde vielleicht nicht alles verstehen, schon gar nicht gleich, und es wird hier keine Geschichte mit Anfang, Mitte und Ende erzählt. Es ist eher sowas wie die Umsetzung des Gefühls, dass ein Haus mit den Leben und Geschichten früherer Zeiten und Menschen angefüllt ist und diese miteinander verschwimmen, sich spiegeln, wiederholen, einen Zirkelschluss bilden. Dieses Haus ist ein Bauernhof in Sachsen-Anhalt, und wir springen oder besser gleiten durch vier Zeiten, die man nicht immer gleich wiedererkennt, man muss sich orientieren, denn die Landschaft, das Haus sind gleich geblieben. Aber hier ein Ear-Pod, dort eine Pickelhaube, dann erkennt man eines der Mädchen, denn vier junge Frauen führen mehr oder weniger durch ihre jeweilige Epoche, und klinkt sich wieder ein. Einige Fäden oder Schicksale ziehen sich ganz konkret durch bis zur nächsten Generation, andere nur in verrätselt...

MATERIALISTS

Bild
Vielleicht sollte ich doch nicht in ALLE Mubi-Go-Filme gehen, nur um mein Gewissen zu sanieren, weil ich zuhause zuwenig MUBI gucke. Aber ich wollte ja auch den neuen Celine Song-Film sehen, weil ihr letzter, "Past Lives", so schlau und schön über die Gefühle erzählt hat, die Menschen über Kontinente hinweg mit anderen oder mit ihrem früheren Leben verbinden, oder irgendwann eben auch nicht mehr.  Materialists ist nicht schön. Materialists ist voll doof. Das Thema "Money can't buy me love" wurde in der Historie wahrlich ausreichend beackert, schon vor den Beatles. Keine wirklich bahnbrechende Erkenntnis also, auch wenn der Film fast schon rührend darum bemüht ist, aktuell daherzukommen. Ist er aber nicht. Null. Und eine RomCom ist er auch nicht wirklich, dafür fehlt das Com. Dabei stimmen alle anderen Genre-Elemente, die Hauptdarstellerin ist ein Hybrid (aka Kind) aus berühmten 80er Stars, es gibt sogar die obligatorischen untragbaren Mitbewohner, nur sind auch ...