WILMA WILL MEHR

Sie will eigentlich erstmal gar nicht "mehr", die Wilma, und dass ihr Leben Ende der 90er in der Lausitz schleichend zum Stillstand gekommen ist, merkt sie im Grunde erst in Wien, wo sie sich aus, nennen wir's mal familiären, Gründen hinbegibt, um eventuell einen Neustart zu wagen, oder jedenfalls erstmal abzuhauen. Fritzi Haberlandt dabei zuzugucken kommt anfangs recht langsam und irrsinnig runtergefahren, nimmt aber später immer mehr Fahrt auf. Spätestens nach dem Film waren wir uns einig, dass es den zähen Anfang brauchte, da er eben ihr Leben spiegelte. Musste alles erstmal wieder auftauen aus dem Permafrost der stillgelegten Industrien und Biographien. Das Ergebnis kommt sehr wenig ostalgisch und gar nicht belehrend rüber (anders als es im Trailer wirkt), wie auch Fritzi und ihre Figur so gar nichts Glamouröses haben und genau deshalb ein winziger Hauch von Glamour, ein klitzekleiner Wiener Walzer sie gleich erstrahlen lässt wie einen perfekten Sommermorgen eines anderen Jahres als dieses, inmitten der spätrömischen Behaglichkeit und dauerlamentierender Sorglosigkeit der Wiener Sandler, auf die sie trifft. Ein schöner Kontrast, eine schöne kleine, heimlich große Geschichte. 

 


 

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