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LOVE LIES BLEEDING

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Gut, es ist nicht wahnsinnig sophisticated, diesen Film als "Thelma and Louise auf Steroiden" zu bezeichnen. Aber es haut so schön rein. Und das tut "Love lies bleeding" auch. Kein subtiles, komplexes, hochgeistiges Werk, sondern ein blutiger, schmutziger, düsterer, teils fröhlich ins Abstruse überdrehter Trip über zwei wahnsinnig tolle queere Frauen, die sich in einem deprimierenden, brutalen, frauenfeindlichen 8oer-White-Trash-Umfeld rumschlagen, bis sie ineinander die Möglichkeit von Erlösung erkennen. Allerdings gilt es zuvor noch ein, zwei winzige Hindernisse zu überwinden und nach Möglichkeit einen optisch echt quälenden Bodybuilding-Wettkampf zu gewinnen. Kristen Stewart ist eh das Coolste, das die Leinwand seit Thelma an herber Weiblichkeit hergibt. Katie O'Brian ist auch im echten Leben Kampfsportlerin und hatte mit 9 Jahren den braunen Gürtel in Karate. Bezweifelt man nicht. Knirschende Muskeln, on screen Fistfuck (naja, dezent), sehr gebrochene Kiefer

INSIDE OUT II

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Okay, der "Sar-Chasm"-Witz funzt schon im Englischen nicht so richtig, will gar nicht wissen, was sie an der Stelle in der Synchro verbrochen haben. Aber das kann das Glück nicht schmälern, ein solches Meisterwerk des Animationsgenres sehen zu dürfen. Wie schon Teil 1 übertrifft Inside Out alle anderen Pixarfilme an Witz und Schläue, schon aufgrund seines permanenten Subtextes. Menschen unter 6 Jahren sehen lustig bunte Wesen rumhüpfen, Menschen über sechs und vor allem ab 13 eröffnet sich ein unfassbares, rasend schnelles, schweinelustiges Panoptikum an Facetten der abrissbirnenartigen Katastrophe im menschlichen Leben, die Pubertät heißt. Und dabei verliebt sich nichtmal jemand, das muss man erstmal hinkriegen. Der Star des neuen Films, "Anxiety" (im Deutschen wohl "Zweifel", was nicht richtig hinhaut), ist ein komplexes Gefühl, und wenn man diesen orange geringelten Breitmaulfrosch zum ersten Mal sieht, erschlafft man. Kann ja wohl nicht funktionieren.

MAY DECEMBER

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Kleines Päuschen eingelegt und auch ein paar Filme geschwänzt. Ihr müsst nicht alles wissen. Umso frischer nun der Report eurer Blog-Magd zum neuen Todd Haynes-Film (jetzt im Kino, irgendwann auf Netflix). Haynes kann gut zwischen Genres balancieren oder sie antäuschen und beides tut er hier auf faszinierend meta-mäßige Weise. Bis zuletzt weiß man nicht wirklich, in was für einer Art Film man grade sitzt und wem man glauben soll. Wer spinnt hier? Ist das schon Satire oder noch Arthouse-Drama oder eine Satire auf einen latent trashigen, schwitzigen Kolportagefilm in der Werdung, der gerne ein Arthousedrama wäre? Jedenfalls schleichen zwei ziemlich verschärfte Frauen umeinander herum, von denen die eine einen echten Filmstar spielt und die andere ebenfalls einer ist, aber ein Klatschpresse-Opfer spielt. Und obwohl ganz viel von Tiefe und Wahrheit die Rede ist, gibt es genau davon herzlich wenig zu sehen. Aber dann gibt es ja noch den einen "echten Menschen" namens Joe, der als

C'E ANCORA DOMANI / MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG

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"Tomorrow is another day", stellte ja schon die wahnsinnig nervige, aber immerhin nicht unterzukriegende Scarlett O'Hara fest. Und so mausert sich der Satz nun cinematisch zu einer Art Überlebensstrategie für Frauen, die ihr aktuelles Leben nicht so toll finden, oft aufgrund von Männern. Scarlett überlebt so den Bürgerkrieg, Delia versucht, den Ehekrieg, die Misshandlungen und Erniedrigungen ihres Mannes zu überleben, der ihr irgendwann mal schöne Augen und Versprechungen gemacht hat, die nun wie purer Hohn erscheinen. Stilistisch ist Paola Cortellesis Werk schwer vom italienischen Neorealismus beeinflusst, nur ironisch angehaucht - eine Prügelszene wird als eine Art Tanz des Ehepaars inszeniert, wohl im (sich angenehmerweise neuerdings verbreitenden) Wunsch, Gewalt an Frauen nicht direkt zu zeigen und zugleich Lug, Trug und Liebesschmalz der alten Filme zu hinterfragen. Doch die zentrale Beziehung des Films ist gar nicht die Ehe, da ist Hopfen und Malz verloren, sondern

ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN

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Birgit Minichmayr ist so toll... sie trägt diesen leisen, tragikomisch bis schwärzlichen (nur "österreichischen" zu sagen hätte eigentlich auch gelangt) Film mit links. Sehr schön, sie mal wieder in einer echten Hauptrolle zu sehen. Ansonsten geschehen hier relativ schlimme Dinge auf eine sehr unaufgeregte Weise und niemand weiß so recht, wie damit umzugehen ist. Josef Hader, der hier auch Regie führt, spielt immer tragischere Figuren, je älter er wird, aber entspricht damit ja auch irgendwie seinem Äußeren, wie er genau weiß. Ein greisliges Hemd drüber und fertig, viel tragischer wirds nicht. Die Disko-Szenen - legendär. Aber wie man das alles subjektiv findet, ist sowas von Geschmacksache. Ich bin nicht sicher, ob Menschen, für die, sagen wir mal "Dune II" die Apotheose darstellt, diesen Film überhaupt bemerken, wenn sie drin sitzen. Ich persönlich fand ihn wunderbar, kann aber nun wieder mit Dune II nix anfangen. Schon allein wegen der bezaubernden Hymne von Nied

ALL OF US STRANGERS

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Pro-Tipp: wer traurige, gefühlvolle Filme nicht mag, sollte diesen hier so tunlichst meiden wie der Lindner den Aldi. Wirklich jede einzelne Szene ist hochemotional aufgeladen. Das könnte auch nerven, aber es ist natürlich nicht so, dass alle ständig greinen und toben. Nee, nee, das ist absurd gut gespielt, vor allem von den beiden Hauptfiguren, denen man wirklich jede kleinste (Er)regung abnimmt, aber die Eltern sind auch toll. Tja, die Eltern... ich stammle hier etwas rum, weil es diesmal richtig schwer ist, spoilerfrei zu bleiben. Ich sage mal, es gibt mehrere Realitätsebenen als man zunächst denkt. Und dann leider noch eine. Genialerweise hat der Film aber auch noch eine geradezu historische Ebene, nämlich die Unterschiede der inneren und äußeren Wahrnehmung des Schwulseins über die letzten 3, 4 Jahrzehnte auszuleuchten. Hochspannend, tiefgründig und natürlich auch wahnsinnig emotional. Und dann die Liebesgeschichte, schmelz... Die beiden gefühlt heißesten und schlauesten Jungs der

THE ZONE OF INTEREST

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Ein eisiger, bedrückender, horrend wichtiger Film, der nicht mehr danach fragt, wer wann was gewusst hat. Sondern eher, wieviel man verdrängen und tolerieren kann, um es trotz des Grauens rundherum hübsch mollig zu haben. Sollte eigentlich jeder Mensch auf der Welt angucken, wenns nach mir ginge. Rudolf Höß selbst hat übrigens später alles gestanden und in minutiösen Details das Unsagbare geschildert, das andere zu leugnen und verbergen suchten. Er verstand bis zuletzt nicht, warum ihn irgendeine Schuld treffen sollte. Hier seine Begründung: „Die meisten der Beteiligten traten oft bei meinen Kontrollgängen durch die Vernichtungsstellen an mich heran, um ihre Bedrückung, ihre Eindrücke an mich loszuwerden, um durch mich beruhigt zu werden. Aus ihren vertraulichen Gesprächen hörte ich immer und immer wieder die Frage heraus: Ist das notwendig, was wir da machen müssen? Ist das notwendig, daß Hunderttausende Frauen und Kinder vernichtet werden müssen? Und ich, der ich mir unzählige