IN DIE SONNE SCHAUEN
Es ist ganz wichtig, dass man sich diesem Film hingibt. Dass man vorher weiß, das ist ein langer Film, ich werde vielleicht nicht alles verstehen, schon gar nicht gleich, und es wird hier keine Geschichte mit Anfang, Mitte und Ende erzählt. Es ist eher sowas wie die Umsetzung des Gefühls, dass ein Haus mit den Leben und Geschichten früherer Zeiten und Menschen angefüllt ist und diese miteinander verschwimmen, sich spiegeln, wiederholen, einen Zirkelschluss bilden. Dieses Haus ist ein Bauernhof in Sachsen-Anhalt, und wir springen oder besser gleiten durch vier Zeiten, die man nicht immer gleich wiedererkennt, man muss sich orientieren, denn die Landschaft, das Haus sind gleich geblieben. Aber hier ein Ear-Pod, dort eine Pickelhaube, dann erkennt man eines der Mädchen, denn vier junge Frauen führen mehr oder weniger durch ihre jeweilige Epoche, und klinkt sich wieder ein. Einige Fäden oder Schicksale ziehen sich ganz konkret durch bis zur nächsten Generation, andere nur in verrätselter, geisterhafter oder motivischer Form. Dazwischen gibt's aber immer wieder ganz reale, teils makabre oder erschreckende Szenen, die einen mühelos in die Welt eintauchen lassen. Der Versuch, die jeweilige Sprechweise der Zeit aufzugreifen, ist vielleicht nicht ganz geglückt, durchaus aber die spezifischen Lebensweisen, die Ängste, Verletzungen, Zwänge, Übergriffe und die daraus resultierenden Träume und Traumata, die Todessehnsucht. Und wer jetzt denkt, das tu ich mir nicht an, hat vielleicht recht, man muss es schon wollen. Aber es ist, auch visuell, schon ein ganz ungewöhnliches, besonderes Werk, und, ja, halt irgendwie Kunscht.
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