ONE BATTLE AFTER ANOTHER
Leo ist natürlich der Dude. Nur rennt in meiner Erinnerung der Ur-Dude nicht annähernd soviel rum wie er, wobei der lange Bademantel tierisch stört. Aber Pat oder Bob oder wie Leonardos Ex-Revoluzzer gerade heißt, bemerkt das karierte Ding nichtmal, es ist ihm in seiner Zeit als Schläfer zur zweiten Haut geworden. P.T. Anderson kann sich eine derart kultige Referenz erlauben, er fabriziert schließlich selbst gerne Kultfilme. "One Battle" wird sich vielleicht nicht unter Meisterwerken wie Boogie Nights oder The Master einreihen, aber auch hier gibt es Momente und Figuren, die man sicher nie mehr vergisst, so genüsslich werden sie in ihrer unendlichen Coolness (Benicio del Toro als Sensei - "ocean waves...") oder Widerlichkeit (Sean Penn als so ziemlich der ekelhafteste - ja was eigentlich alles? - aller Zeiten) präsentiert. Leos blödgekiffter Held ist lange nur Spielball des ganzen Irrsinns, und wird von zwei sehr unterschiedlichen weiblichen Figuren flankiert, von denen zum Glück nur eine eine größere Rolle spielt - die andere ist derart selbstverliebt und charakterlos, dass einem jede Lust am female empowerment erstmal gründlich ausgetrieben wird. Politisch wollte der Film vielleicht ursprünglich auch sein, aber mal abgesehen von ein paar offensichtlichen Bezügen aufs aktuelle Amerika hatte Anderson dann doch keine Lust mehr drauf, oder es spielt bei all den persönlichen Vendettas und Altlasten einfach keine große Rolle mehr. Die Revolution hat ihre Kinder gefressen und halbverdaut wieder ausgespuckt, mal sehen, was danach noch so kommt. Trotzdem oder auch deswegen ein gnadenlos überzogener Heidenspaß und, wie all seine Filme, absolut göttlich gut gedreht.
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