EDEN
Mit dem lustigen Wortspiel "Nude Law" soll ich einsteigen, sagt mein Mann. Er ist halt etwas einfach gestrickt und versteht nicht, was es bedeutet, wenn ein Ü-50 Sexsymbol sich "full frontal" zeigt, noch dazu ohne Zähne. Die hatte sich der gute Friedrich Ritter nämlich vorsorglich vor der Auswanderung ziehen lassen. Diesen Ritter, Arzt, Philosoph und Nietzsche-Fan, Vegetarierer und Nudist mit Metallgebiss, gab es wirklich, wie im Übrigen diese ganze krude Exilantenstory auf Tatsachen beruht und sich von diesen längst nicht so weit entfernt, wie es im Film den Anschein hat (zu verifizieren in einer Doku auf YouTube). Das war schon ein Panoptikum ultraschräger Typen auf Floreana, einer der Galapagos-Inseln. Andererseits, was erwartet man von Leuten, die es 1930 ausgerechnet dorthin zieht, auf einen unbewohnten, knallheißen, furztrockenen Lavafelsen voller wilder Hunde und Schweine, und die hofften, dort das Paradies zu finden. Darwin war bekanntlich fasziniert von dem Archipel, und passend dazu findet nun zwischen den Neubewohnern eine Art Darwin-Award statt, den wir live miterleben dürfen. Das ist teils amüsant, teils schauerlich, aber insgesamt kommt es leider, trotz toller Besetzung, nicht so recht über einen okayen Unterhaltungsfilm hinaus. Mag an Mainstream-Altregisseur Ron Howard liegen, der abgründig eher nicht im Portfolio hat, mag auch sein, dass die echten Personen einfach zu drüber und schrill waren, als dass man sich mit ihren fiktionalen Abbildern identifizieren mag und kann. Allen voran die so gestörte wie intrigante Baroness de Irgendwas, die mit ihren 2 Lovern eintrudelt um - aus Treibholz? - ein Luxushotel zu bauen. Das wirkt dann eher wie eine Farce und nicht wie das psychologische Kammerspiel oder der Mikrokosmos der Gesellschaft, das es vielleicht hätte sein können. Wie dem auch sei, überleben tun nur die Fittesten das böse Nachbarschaftsspiel, und um die anderen ist's auch nicht sehr schad.
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