SISI UND ICH
Man beachte: wenn Sisi und nicht Sissi draufsteht, handelt es sich um das Update. Nicht um die supersüße Romy mit den putzigen Hütchen und der nervigen echten Mama, die so helikoptermäßig drauf war, dass sie sogar noch im Film die nervige Mama geben musste. Aber ich schweife ab... (österreichisch prononzieren bittschön!)
Aktuell kann man sich mit Sis(s)i-Stoffen totschmeißen, Serien, Romane, und jetzt auch noch fast parallel Stücker zwei Arthouse-Filme. Wieso eigentlich? Kann ja kein Zufall sein, muss also was mit der allgemein verbreiteten Bulimie-/Wellness-/ Selfie-/ Insta-/Egomania zu tun haben, als deren Vorreiterin (sic!) Elisabeth gesehen wird. "Corsage" zeigte schon deutlich die Kehrseiten des Kaiserinnendaseins, man ließ sich bei Hofe durch Doubles vertreten, sportelte und hungerte wie blöd mangels einer erlaubten anspruchsvollen Betätigung, umgab sich mit Gespielinnen und schwulen Königen/ Herzögen und war dennoch zeitlebens bloß des Flitscherl von Franzls Gnaden, egal, wieviele Mittelfinger man ihm zeigte.
Zefix, jetzt schweif ich schon wieder ab. Also:
Sandra Hüller. Hofdame. Aus ihrer Perspektive erzählt. Die Kaiserin ist für sie, die von der Monster-Mutter unterdrückte, scheue alte Jungfer, die Männer "zu haarig" findet: Götterdämmerung, weil kühn, selbstbestimmt, albern, exzentrisch, den Männern haushoch über, wenn auch bulimisch, launisch, herrisch, depressiv, unberechenbar. Das ist, vor allem am Anfang, sehr komisch anzusehen, wie sich die immer erstaunliche Hüllerin im Matrosenkleidchen vor dem Spiegel im Kaiserschloss erstmal die Pickel ausdrückt. Und später Sisis wegen durch diverse weitere Häutungen geht, die sie sich ansonsten niemals hätte vorstellen können, im Guten wie im Schlechten. Wenn man so neue Perspektiven auf eine alte Geschichte findet wie Frauke Finsterwalder und Christian Kracht das tun, dann darf man das nicht nur, man sollte es unbedingt. Ich fands jedenfalls ziemlich wunderbar.
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