CONCLAVE
Sonntagnachmittag im November, wie die dunkle Zeit erhellen? Na klar, durch einen göttlichen Lichtstrahl von oben - Habemus Filmum! Der Papstwahl-Regisseur ist Ed Berger, der uns und den Oscars schon das Remake von "Im Westen nichts Neues" beschert hat und deshalb nicht sparen muss. Also wirkt es tatsächlich so, als hätte man im Inneren und Innersten des Vatikans gedreht, was natürlich optisch reizvoll ist. Und auch sonst werden hier allerhand geheime Skandale hochgespült - fast beschleicht einen das Gefühl, die Oberhäupter der katholischen Kirche seien auch nur stinknormale Männer, was natürlich komplette Fiktion ist, zwinker zwinker. Der Film greift mit vollen Händen in die diversen Problemtöpfe der Kirche und verhandelt sie auf gehobenem Mainstream-Niveau, während er eine Art gemäßigten "Name der Rose"-Plot ohne Wasserleiche erzählt. Am Schönsten finde ich eigentlich die weltlichen Details in all dem Kirchenbombast, die Raucherecke, die ständig entlaufenden Schildkröten, die schicken weißen Minivans für die Kardinäle, welche natürlich von Nonnen umsorgt und bedient werden - mit Isabella Rosselini als ob ihrer systemischen Degradierung dauergrimmige Chefnonne. Aber auch insgesamt ist das mal was anderes, auch wenn ich die Vermarktung als "Thriller" nicht ganz nachvollziehen konnte. Dafür fand ich es bis auf das Ende doch zu wenig überraschend. Auch hat Ralph Fiennes für meinen Geschmack etwas zu nah am Wasser gebaut, was offenbar von seinen krassen Glaubensszweifeln herrührt, die ich nun wiederum gut nachvollziehen kann. Aber hey. Zum Zurücklehnen an einem Novembersonntagnachmittag absolut geeignet.
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