ELVIS
An sich leuchtet es ja ein. Wenn man es in einem Biopic kitschmäßig so richtig krachen, die Kamera stundenlang auf wabbelnden pinken Hosenbeinen verweilen und generell die Überinszenierung fröhliche Urständ feiern lässt, sollte es schon um IHN gehen - um EP, den ewigen King, den Künstler aller Superlative. Allerdings nicht um den Banana-Peanutbutter-Sandwich-gemästeten, zugedrogten, schwitzenden, fransenumbaumelten älteren King (so alt wurde er ja einfach mal nicht), sondern vor allem um den jungen, ranken, sexy Posterboy, der aus Liebe zu Mama zum Star wurde und sich dabei musikalisch vor allem in der damals verpönten afroamerikanischen Ecke bediente. Hm. Warum dann sein ganzes Leben erzählen, wenn man die unsympathischen, ekligen Auswüchse so gut wie ausspart? Wenn man lieber vergessen will, was für ein reaktionärer Depp der spätere Elvis mal war, kuschelnd mit Nixon und im steten Kampf gegen die "Verwahrlosung der Jugend", und ihn nur als Opfer/Marionette seines fiesen Halbwelt-Managers darstellen will - warum dann nicht die passende Zeitspanne dafür auswählen, anstatt alles bis zum bitteren Ende durchzuziehen, aber irgendwie halt doch nicht? Ohnehin muss man Baz Luhrmann schon mögen und mit seinem operettenhaften, verhackstückten will-alles-immer-sofort-Stil klarkommen. Minimalistisch geht anders. Aber in der ersten Hälfte funktioniert das über weite Strecken ganz gut, weil es zum Erzählten passt - Elvis taumelt halb metaphorisch, halb konkret durch eine wirre Welt musikalischer Einflüsse, Auftritte, extremer gesellschaftlicher Erschütterungen, die er provoziert. Da ist der Spaß an der Story und der Figur ehrlich durchzuspüren. Später wird es krampfiger, ganz klassisch erzählen will man nicht, aber die gewählten Ausschnitte, wie zB ein gefühlt stundenlanger Abriss zu einem "Christmas Special", das dann keines wird, weil der King lieber Lederjacke als Rentier-Pulli trägt, kommen zäh und konstruiert daher. Für mich am Misslungensten ist der Einsatz von Fatsuit-Pappnase Tom Hanks als Colonel Parker, der mit seinen immergleichen "Mist-wenn-er-das-macht-geht-mir-Kohle-flöten"-Reaktionsshots auf Elvis' rebellische Trotzaktionen nichts als Ödnis erzeugt. Insgesamt hätte man hinten von mir aus gern ein Stündchen rausschmeißen können. Ein Slow Handclap allerdings für Austin Butler, der es gegen all die Tausende anderer Elvis Imitatoren der Geschichte nicht leicht hat, aber hier und da eine ganz eigene Starpower auf die Bühne bringt.
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