THE MENU

Das Phänomen ist wohl in den USA noch ausgeprägter: hier die schwabbeligen Unterschichts-Fastfood-People, die das halbe Salatblatt mit spitzen Wurstfingern von ihrem Double-McRib entfernen, dort die Superreichen, die schonmal was von Europa gehört haben, eigentlich auch lieber Burger essen, aber sich in der Rolle des Gourmets gefallen und dafür auch mal 1000$-Rechnungen und monatelange Wartezeit in Kauf nehmen. Wer kürzlich "Triangle of Sadness" gesehen hat, weiß schon, was mit gutem Essen passiert, wenn der Seegang zu doll wird, und auch hier wird der fragwürdige Genuss - präsentiert von "Chef" (ohne Artikel!), einem Genie, das psychisch schon an diversen Klippen zerschellt ist - nicht gut verdaut. Das ist oberflächlich gesehen eine recht amüsante und durchaus schwärzliche Angelegenheit. Bleibt aber leider auch an der Oberfläche, treibt mit den geldigen Gästen und der typischen Hierarchie einer Sterneküche ein Klischee nach dem nächsten auf die Spitze und frisst sich durch die zahllosen Menü-Gänge hindurch, auf einer Zielgeraden, die schon früh im Film recht klar ausgeschildert ist und nicht mehr wirklich verlassen wird. Schade, denn Ralph Fiennes ist als Edelkoch mit akut mörderischem Nervenzusammenbruch durchaus sehenswert und auch die omnipräsente Actrice Anya "Hammerhai" Taylor-Joy überzeugt als sein Gegenüber und Alter Ego. Neben diesen beiden gibt's aber eben nur grob skizzierte PappkameradInnen, deren enthüllte Abgründe eher zum Gähnen als zum Gruseln anregen. Fazit: Kann man machen, wenn man sich unterhalten will und die Oberschicht gern untergehen sieht, der Film hat tolle Schauwerte und ein paar gute Gags und Gimmicks auf Lager, und wer auf Haute Cuisine steht, tut das vielleicht anschließend etwas weniger und spart sich dadurch einen Haufen Geld für die Gasheizung. 



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