HOLY SPIDER

Irgendwie klang der Titel nach mehr Fun. So "Holy Guacamole"-mäßig. Das Thema wiederum ging ja durch die Presse und hätte das geschuite Auge natürlich abschrecken können, ein moralisch motivierter Prostituiertenmörder im Iran, da gibt es lustigere Einfälle. Aber der Film genießt seine eigene Häßlichkeit und die schmierige Banalität des Bösen schon sehr, zeigt die Erdrosselungen in langen, quälenden CloseUps... weiß nicht genau, ob ich das unbedingt gebraucht hätte, um zu verstehen, dass dieser Taxi Driver des nahen Ostens nicht ganz rund läuft. Nichtsdestotrotz geht Ali Abbasis Plan, eine kaputte, misogyne Gesellschaft zu zeigen, die dem Mörder und seinem "moralischen Ansatz" in großen Teilen recht gibt und sich damit mitschuldig macht, durchaus auf. Angesichts der aktuellen Widerstandsbewegung im Iran habe ich mich allerdings gefragt, ob das Problem wirklich immer noch in dem Maße die Gesellschaft ist, da ja auch viele Männer an der Seite der Frauen gegen die Unterdrückung durch die Sittenwächter der Mullahs ankämpfen und dafür sogar hingerichtet werden. Will das Gros der Bevölkerung inzwischen nicht einen moderneren, weiblicheren Iran? Man steckt nicht drin im Tschador, zum Glück. Interessanterweise spielt der Film in der "heiligen Stadt" Maschhad und nicht in Teheran, woher die weibliche Hauptfigur anreist, eine vergleichsweise modern und unabhängig lebende Journalistin. Schauerlich und eindrücklich gemacht, aber eben eher ein etwas eindimensionales politisches Statement als l'art pour l'art. Hält für mich von der Komplexität und Ambivalenz der Figuren und der Darstellung der Gesellschaft nicht mit den Asghar Farhadi-Filmen mit. 




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