ROTER HIMMEL

Ist es ein Kompliment, wenn man den neuesten Film von Christian Petzold mit den Worten lobt, er sei so "angenehm unpetzoldig"? Ich schätze, wenn du's so weit gebracht hast, dass dein Name als Verb oder Adjektiv benutzt wird, ist das zweitrangig. Und was genau damit gemeint ist, kann ich eh nur watteweich umreißen... irgendwie unprätentiös, das Spiel nicht so kühl distanziert, und, ach ja, nicht unwitzig. Der dargestellte Jungliterat Leon, gespielt von Thomas Schubert, dem schluffigsten Newcomer Deutschlands, der seine schwitzigen paar Pfund Überschuss mit herzallerliebster Körperklausigkeit durch MeckPomm schleift, wird vor lauter Passiv-Agressiveness von allen für ein Arschloch gehalten, vor allem von sich selbst. Und dann kommen zu den Versagensängsten und Schreibblockaden auch noch wirre Gefühle dazu. Das Setup hadernder Schreiberling kennt man irgendwie. Dass es trotzdem nicht im Klischee versackt, sondern man Schubert liebend gerne bei seinen peinsamen Verrenkungen und desolaten Manövern zuguckt und sich dabei fast zu gut mit ihm identifizieren kann, ist ein großes Verdienst und lässt selbst die schwärende Apokalypse lange in den Hintergrund rücken. Auch Paula Beer, Langston Uibel und Matthias Brand, die ihren Job gewohnt gut machen, spielt Pummelchen locker an die Wand. Schöner Film, macht richtig Laune trotz Tiefgang. Und vielleicht ist ja auch das einfach petzoldig.

 



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