KILLERS OF THE FLOWER MOON

Nachdem die größten orthopädischen Schäden durch ein paar Dehnübungen beschwichtigt sind, geht es geschwind ans Resumée (das Bettchen ruft!) der dreieinhalbstündigen Session. Hat es sich gelohnt, soviel Zeit im Kino zu verbringen, dass man auch fast im Zug nach München, recht sicher aber nach Nürnberg gelangt wäre? Beim Bingen etlicher Serienfolgen am Stück fragt man sich solches komischerweise nie, also grundsätzlich mal JA, und was will man schon in Nürnberg. Trotzdem hätte der selbstverliebte Regisseur gut das eine oder andere Darling killen können, aber nein, er muss sogar am Ende noch höchstpersönlich auf die Leinwand treten und einige mahnende Worte sprechen - was war nochmal das Greisenwort für "cringe"? Dennoch: man bekommt echt was geboten. Eine schaurige Lektion in Schlechtmenschentum und Rassismus, erteilt anhand eines historischen Falls, bei dem durch einen irrwitzigen Zufall ausgerechnet die Kolonialisierten plötzlich ans große Geld kamen, was für die vermeintliche Herrenrasse natürlich nicht hinnehmbar war. Di Caprio und De Niro, die beiden Vorzeige-Immigrationshintergründler, liefern sich dabei einen unedlen Wettstreit in moralischer Verwerflichkeit, und die tolle, für meinen Geschmack etwas zu still vor sich hin leidende Osage-Lady (Lily Gladstone), darf auch recht häufig ins Bild. Der Bechdel-Test ergibt dennoch nur ein knirschendes Durchwinken. Zumindest ein "white savior"-Problem hat der Film nicht, wenn man vom FBI mal absieht, das sich nach Jahren endlich in die Stadt des Gemetzels und der Geldgier bequemt. Saftiger Historienschinken mit Liebe zum Detail, und lohnend schon wegen Leos einfach nur grandios gespieltem so dümmlichen wie rückgratlosen Antihelden mit eigens eingegrauten Zähnen.





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