PRISCILLA

Wer "Elvis" geguckt hat, guckt auch "Priscilla". Nee, stimmt wahrscheinlich nicht, die Zielgruppe ist gar nicht dieselbe, und für den Priscilla-Film durfte nicht mal Elvis' Musik verwendet werden. Was völlig ok ist, denn er ist hier einfach die Nebenfigur. WHAT??!? Kann man das überhaupt bringen, his royalty the Pelvis, the Memphis Flash himself zur Seite drängen für dieses winzige, unerfahrene, viel zu junge Gör, das er aus rätselhaften Gründen aus der Masse der Mägdelein rauspickte, für heilig erklärte, tatsächlich heiratete und dann in seinem abgrundtief geschmacksarmen Marmorpalast verschimmeln ließ? Ich finde schon. Sofia Coppola liebt ja diese irgendwie weggesperrten Frauen und es ist schon schön und schrecklich, die Perspektive dieses zum Anziehpüppchen und Nick-Dackelchen degradierten Mädchens zu erleben, die sich - vollkommen nachvollziehbar und aus der Zeit heraus erzählt - auf diesen freundlichen, heimwehkranken Superstar einließ, bis sie irgendwann merkte, dass er gar nicht wollte, dass sie ein echter Mensch mit Bedürfnissen und Meinungen ist, schon gar nicht auf Augenhöhe. Der hinter den Kulissen ein zutiefst verunsichertes Menschlein war, eine traurige, haltlose Existenz, der nach vorne die große Show abzog und hinter den Kulissen immer weniger mit sich anzufangen wusste, außer handvollweise Pillen einzuschmeißen und sich hinter schweren Vorhängen abzuschotten. Und wir sehen ihn nun ausschließlich aus ihrem Blickwinkel und ihrer wachsenden Erkenntnis, von welcher Mogelpackung sie sich da hat angeln lassen. Die nur sehr allmähliche Veränderung derselben Grundsituation mag auch das Problem der 2. Hälfte des Films sein, der sich nur noch episodisch und willkürlich durch die Jahre kämpft, um zu dem Schlusspunkt zu gelangen, der nunmal erreicht werden muss. Das Ganze in Coppolas üblichem traumartigen, leicht schläfrigen Duktus inclusive verschnarchtem Score, der nicht jedes Fangirl bei der Stange hält. Und so war ich in unserer anschließenden Rezensionsrunde noch die Positivste. Die beiden Hauptfiguren waren super gecastet und spielen toll, die Umsetzung ist subtil, sieht schön aus, und hatte trotz des Promiklatschpotentials gar nichts Kolportagehaftes, aber wenn einen das Thema nicht per se interessiert, kann man irgendwann schon mal kurz wegrüsseln.

 


 


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